Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Jede 8. Frau wird im Laufe ihres Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert. In Kärnten gibt es etwa 400 Neuerkrankungen pro Jahr. Internationale Studien belegen, dass die Prognose umso besser ist, je früher die Erkrankung erkannt wird.
Eine Basismammographie sollte ab 40 Jahren erfolgen. Bei Frauen mit hohem familiären Brustkrebsrisiko sollte die erste Mammographie fünf Jahre vor dem Erkrankungsalter der jüngsten betroffenen Verwandten gemacht werden - mit weiteren jährlichen Kontrollen.
Anfang 2014 wurde das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ins Leben gerufen, das Frauen ab 40 Jahren alle zwei Jahre ein kostenloses Mammografie-Screening bietet. Diese Untersuchung kann mit der e-Card ohne ärztliche Zuweisung in Anspruch genommen werden. Die Einladung zur Untersuchung erfolgt alle zwei Jahre.
Das ZRI des LKH Villach nimmt an diesem Programm teil, bei dem entsprechend ausgebildete und zertifizierte Ärzte und Ärztinnen die Untersuchung durchführen.
Frauen mit positiver Familienanamnese sollten jährlich untersucht werden. Bei hohem familiärem Brustkrebsrisiko besteht die Möglichkeit einer genetischen Abklärung.
Frauen mit Beschwerden können jederzeit zu einer Untersuchung zugewiesen werden.
Die Röntgenmammographie der Brust wird in digitaler Technik durchgeführt, wodurch die Röntgensosis um etwa 25% reduziert werden kann und gleichzeitig die Bildqualität deutlich gesteigert wird. Die Aussagekraft der Mammographie hängt in entscheidendem Maße von der Gewebedichte der Brust ab. Findet sich in der Brust ein großer Anteil an Drüsengewebe ("dichte" Brust), so sinkt die Trefferquote der Mammographie bis auf 40%. Es werden generell vier Dichtestufen im Mammogramm unterschieden, die von Stufe 1 (fettreiche Brust, keine oder kaum Brustdrüse) bis Stufe 4 (drüsenreiche Brust, kein oder kaum Fett) reichen.
Im Mammographiebefund wird der individuelle Dichtetyp jeweils vermerkt.
Alle Mammographieaufnahmen werden ausschließlich von speziell geschultem radiologischen Fachpersonal und unter Berücksichtigung aller strahlenhygienischen Maßnahmen angefertigt.
Die Auswertung der Mammographiebilder erfolgt obligat durch 2 Ärzte.
Das Zentralröntgeninstitut (ZRI) des LKH Villach ist seit 2005 mit dem Mammazertifikat der Österreichischen Röntgengesellschaft ausgezeichnet. Die Mamma-Diagnostik dient dem Erkennen und der Abklärung von pathologischen Veränderungen in der weiblichen Brust und umfasst an unserem Institut die gesamte
Untersuchungspalette:
» Ultraschall
» Mammographie
» MR-Mammographie
» Perkutane Biopsieverfahren
» Präoperative Lokalisation und Präparatradiographie
» Milchgangsdarstellung (Galaktographie)
» Interdisziplinäres Mammakonsilium
Die Sonographie (Ultraschall) wird im LKH Villach ergänzend zu jeder mammographischen Untersuchung angeboten. Sie ist vor allem eine ausgezeichnete Methode zur Beurteilung von dichtem Drüsengewebe.
Außerdem ist sie aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung eine empfehlenswerte Methode zur Untersuchung von jungen Frauen.
In Kombination mit der Mammographie wird die Detektionsrate von Krebs um bis zu 20% erhöht.
Die Magnetresonanztomographie der Brust (MRM, MR-Mammographie) hat die höchste Empfindlichkeit zur Detektion von Brustveränderungen. Sie ist eine Unterstützung ohne Strahlenbelastung und wird bei speziellen Fragestellungen eingesetzt. Außerdem ist sie sehr gut zur Überwachung von Patientinnen mit familiärem (genetisch bedingtem) Brustkrebsrisiko geeignet.
Jeder Befund enthält die Klassifikation nach BIRADS
(Breast Imaging Reporting And Data System):
- 0 Weitere Untersuchungen sind nötig
- 1 - 2 Gutartiger Befund
- 3 Wahrscheinlich gutartiger Befund
Kontrolle in 6 Monaten
- 4 Unklarer Befund, Gewebeprobe nötig
- 5 Mit hoher Wahrscheinlichkeit bösartig,
Gewebeprobe nötig
- (6) Krebs wurde bereits histologisch gesichert
Patientinnen, bei denen in der Bildgebung ein auffälliger Befund nachgewiesen wird, werden leitliniengemäß nicht mehr primär operiert. Seit vielen Jahren wird ausdrücklich empfohlen, solche Befunde durch eine ambulante Gewebeentnahme abzuklären.
Das geschieht entweder durch die Stanzbiopsie oder eine Vakuumbiopsie. Beide Verfahren erfolgen unter lokaler Betäubung.
Im Rahmen eines wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Konsiliums treffen sich Spezialisten aus den Fachgebieten
» Gynäkologie,
» Pathologie und
» Radiologie
um für jede Patientin ein individuelles, risikoadaptiertes Therapiekonzept zu entwickeln.
Sowohl vor als auch nach der Operation (Prä- bzw. Postoperative Konferenz) wird der Behandlungsplan für jede Brustkrebs-Patientin besprochen. Dieser Vorschlag wird dann mit der Patientin vom behandelnden Arzt abgestimmt.
Die Pathologie ist ein wichtiger Teil des interdisziplinären Teams eines Brustzentrums. Der Pathologe untersucht sowohl die Gewebeproben, die bei der Stanzbiopsie – bei der Vakuumsaugbiopsie oder der ultraschallgezielten Stanze – gewonnen werden als auch die Präparate, die bei einer Operation von den Gynäkologen entnommen werden. Vom histopathologischen Befund ist die weitere Behandlung abhängig.
Im Brustzentrum Villach wird auf brusterhaltende Operationen Wert gelegt. Es ist jedoch wichtig, das Tumorgewebe vollständig zu entfernen und dabei einen Sicherheitsabstand zum Resektionsrand einzuhalten. Durch die mikroskopische Untersuchung kann festgestellt werden, ob die Resektion mit entsprechendem Sicherheitsabstand erfolgte, also keinerlei Tumorreste zurückgeblieben sind.
Ebenso wird der bereits erwähnte Wächterlymphknoten vom Pathologen genauestens auf kleinste Metastasen untersucht. Wenn keine Tumorabsiedelungen zu erkennen sind, müssen weitere Achsellymphknoten nicht entfernt werden. Der Pathologe bestimmt auch den Hormonrezeptor- und HER2Neu-Status sowie den Proliferationsmarker Ki 67. Das Ergebnis der Untersuchungen ist entscheidend für die weitere Therapieplanung.